Noch ein paar Anmerkungen zum
Löten im Allgemeinen und dem
Löten von SMD Bauteilen im Speziellen:
Ich benutze einen relativ einfachen Lötkolben in Kombination mit einer digitalen Lötstation. Im Amateurbereich bekommt man für ca. 85€ sehr gute Geräte mit wechselbarer Spitze und ausreichend Leistung. Auch hier gilt: Wer (zu) billig kauft, kauft (wahrscheinlich) zweimal.
Für meine Standard-Aufgaben verwende ich eine runde Spitze mit einem Durchmesser von 0,8mm. Je nach Bauteil, Lot und Aufgabe stelle ich Temperaturen zwischen 315 und 410°C ein. Löte ich beispielsweise eine dünne AWG26 Leitung unter Verwendung eines feinen Silberlotes mit Flussmittelseele an einen MiniXLR Stecker, sind 315°C angesagt. Müssen die massiven Füße eines Kühlkörpers an die Platine eines Shunt-Netzteils gelötet werden, sind eine dickere Spitze, z.B. 1,6mm, Lot eines größeren Durchmessers und bis zu 410°C ratsam.
Insbesondere beim Verlöten von dünnen, flexiblen Leitungen mit schmalen Blechstreifen, wie sie z.B. im Inneren von Steckern zu finden sind, ist das Verzinnen von größter Bedeutung, saubere Bauteile vorausgesetzt. Dazu wird zunächst eines der zu verbindenden Elemente durch Kontakt mit der Lötspitze auf Temperatur gebracht, dann wird Lot beigegeben. D.h. eine Hand hält den Lötkolben, die andere das Lötzinn. Das Bauteil sollte entsprechend durch ein Hilfsmittel eingespannt sein. Sobald das Lötzinn sich „freiwillig“ flächendeckend auf dem Bauteil verteilt, ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Lötvorgangs sehr hoch. Vorsicht, nicht zu lange brutzeln, Bauteile könnten dabei beschädigt werden. Gerade Audio-Stecker und z.B. Kopfhörertreiber sind da sehr empfindlich.
Hier sieht man z.B. das Innenleben eines Steckers für einen AKG K812 mit bereits verzinnten Anschlusspins:
![IMG_20170301_185441_makro.jpg](./download/file.php?id=335&sid=0b44a442038d56d33740c20f4ccf55d6)
- IMG_20170301_185441_makro.jpg (245.23 KiB) 26110 mal betrachtet
Daneben liegt als Maßstab eine handelsübliche Heftklammer
![Erschüttert :shock:](./images/smilies/icon_eek.gif)
Die Aufnahme ist mit meinem Smartphone entstanden, mit gutem Equipment klappt das natürlich besser.
Mit dem zweiten Bauteil verfährt man entsprechend. Sobald beide Teile verzinnt sind, kann das Lot bei Seite gelegt werden. Während eine Hand eines der beiden Elemente zum eingespannten zweiten bewegt, hält die andere den Lötkolben, mit dessen Spitze möglichst beide zuvor verzinnten Stellen gleichzeitig aufgeschmolzen werden. Jetzt brauchen bei flüssiger Lötstelle nur noch die beiden Bauteile relativ zueinander positioniert und der Lötkolben entfernt werden. Innerhalb weniger Sekunden erstarrt eine saubere, sehr gut leitende und mechanisch belastbare Lötstelle. Durchhalten, auch wenn es kurz heiße Finger gibt
![;) ;)](./images/smilies/3.gif)
Wer zu lange brutzelt erhält eine matte Lötstelle, die zum Brechen neigt. Eine gute Lötstelle ist immer etwas glänzend.
Auch wenn SMD Bauteile besonders klein sind, kann ich die Verwendung einer besonders dünnen Spitze
nicht empfehlen. Auch für die kleinsten Teile kommt meine Standardspitze mit 0,8mm zum Einsatz. Entscheidend sind die Arretierung der Platine und die Positionierung des Bauteils darauf. In eine sogenannten „dritte Hand“ eingespannt, bewegen sich Platinen üblicher Größen nicht mehr wesentlich. Mit einem Zahnstocher kann das SMD Bauteil vorsichtig in Position geschoben werden, nachdem es z.B. mit einer Uhrmacherpinzette auf das Lötpad gelegt wurde. Ich empfehle, SMD Bauteile z.B. mit einer Wäscheklammer zu arretieren. Bei größeren Platinen ist ggf. etwas mehr Einfallsreichtum gefragt. Zur Vorbereitung des Lötvorgangs müssen sowohl das Bauteil als auch das Lötpad der Platine vorsichtig durch Berührung der Lötspitze auf Temperatur gebracht werden. Ich stelle für gewöhnlich 340°C ein und verwende ein feines Lot mit viel Flussmittel. Nach einigen Sekunden kann vorsichtig das Zinn zugeführt werden, das idealerweise direkt auf den zu verbindenden Elementen schmilzt. Dann braucht die Schmelze nur noch kurz durch kleinste Bewegungen zum Fließen angeregt werden, schon ist die Lötstelle fertig. Gutes Lot sucht sich an sauberen Bauteilen selbstständig kleine Ritzen, fließt hinein und bedeckt die Kontaktflächen der beteiligen Elemente.
Generell gilt beim Löten: Üben, üben, üben, und gleich danach nochmal üben. Und wenn man meint, gut genug zu sein, nochmal üben
![hammer :lol:](./images/smilies/lol_hammer.gif)