Wie angekündigt folgt mein Review des Onkyo A800, den man vor kurzen für 200€ kaufen konnte. Ich habe ihn aus Neugier bestellt, da es nur sehr wenige Reviews davon gibt, diese aber durchgängig gut waren. Vor allem wurde gelobt, dass er für einen offenen Dynamiker guten Subbass habe. Er wurde als "HD600 mit (Sub-)Bass bezeichnet".
Firschi sagte bereits, dass es sich beim Treiber um eine Superlux-Derivat handeln könnte. Und angeblich ist der Onkyo A800 vom selben Team entwickelt worden, dass für den Philips Fidelio X2 verantwortlich war. Die Verwandschaft kann ich definitiv bestätigen.
Verpackung
Nun denn, der Hörer kommt in einer relativ billigen Plastikschale . Der Lieferumfang fällt spartanisch aus: Kopfhörer, Kabel und 6,3mm->3,5mm Adapter.
Kabel
Das Kabel ist genauso nervig wie es aussieht. Sehr lang, fett und total unpraktisch.

Glücklicherweise sind die Kabeleinlässe am Hörer so groß, dass auch der allseits beliebte Neutrik NYS 231 Stecker reinpasst. Einem DIY-Kabel steht also nichts im Weg, außer dass man darauf achten muss, dass auch im Hörer Stereobuchsen verbaut sind! Das heißt, man muss am rechten Hörer das rechte Signal tatsächlich auf den Ring legen und nicht an die Spitze, wie es bei den meisten anderen Kopfhörern mit Doppel-Klinken-Anschluss üblich ist. Das bedeutet auch, dass Monostecker nicht kompatibel sind

Verarbeitung und Aussehen
Die Verarbeitung des Hörers selbst würde ich als gut bezeichnen. Das einzige was wirklich stört ist, dass die Größeneinstellung sehr leichtgängig ist, sodass man sie nach dem Aufsetzen wieder neu einstellen muss.

Das Design ist definitiv Geschmackssache, aber hat schon etwas.
Komfort
Komfortabel ist der Hörer für mich leider nicht wirklich. Die Polster sind ziemlich hart und kratzig, ähnlich denen vom Fidelio X2. Allerdings sind sie kleiner, vor allem in der Tiefe. Meine Ohren stoßen leicht an das Innenleben.
Sie sind prinzipiell austauschbar, durch einen ausgeklügelten, aber proprietären Drehmechanismus. Die Polster selbst haben deswegen einen ziemlich komplizierten Aufbau, weswegen ein Polsterwechsel sehr schwer ist. Laut einem User im HiFi-Forum bekommt man von Onkyo auch keinen Ersatz.

Klang
Die allgemeine Tonalität ist eine geschmackvolle Badewanne mit hohem Spaßfaktor. Der Kopfhörer klingt dynamisch und mitreißend. Dies kann aber nach Dauer auch ermüdend werden.
Der Subbass ist in der Tat für einen offenen, dynamischen Kopfhörer gut ausgeprägt, es gibt dennoch einen typischen Midbass-Buckel. Dieser ist allerdings wirklich dezent. Im Vergleich zum Fidelio X2 gibt es definitiv mehr Sub- und weniger Midbass. Tatsächlich hat der Onkyo etwas vom Superlux HD681 im Bass, doch mit mehr Sauberkeit und eben Subbass.
Die Mitten sind ganz leicht zurückgesetzt, vor allem im unteren Bereich. Die oberen Mitten sind aber präsent und gehen nahtlos in den Hochton über. Das schätzte ich bereits beim Fidelio X2.
Die Höhen sind ausgeprägt und gleichmäßig betont, scharfe Zischlaute treten kaum auf. Trotzdem ist der Hörer kein wolliger Schmeichler und kann durchaus nach einiger Zeit ermüdend klingen. Auch hier zeigt sich eine Ähnlichkeit zum Superlux HD681, wobei dieser doch kratziger oben herum ist.
Bei Eindrücken zur Bühne tue ich mich immer schwer, für mich klingt der Onkyo A800 schön offen, so wie es sein soll.
Vergleich
Ich kann ihn ansonsten nur noch mit meinem Audioquest Nighthawk samt Shure SRH1540 Polstern vergleichen. Der Nighthawk ist merklich wärmer abgestimmt. Im Bass sauberer und gleichmäßiger. Technisch sehe ich ihn leicht über dem Onkyo. Durch die wärmere Abstimmung ist die Durchhörbarkeit viel besser beim Audioquest. Leider habe ich keinen relativ neutralen Referenzhörer hier, sodass ich mir nicht sicher bin ob der A800 (zu) hell oder der Nighthawk (zu) dunkel ist. Gewöhnen kann ich mich an beide Klangsignaturen relativ schnell.
Achja, die beiden Kopfhörer haben beide so ziemlich den gleichen Leistungsanspruch - also fast gar keinen.
Fazit
Der A800 ist kein schlechter Hörer, quasi eine etwas verbesserte Version vom Fidelio X2. Wenn man nach einer niveauvollen Badewanne sucht, ist er definitiv die 200€ wert. Allerdings muss man mit der etwas problematischen Ergonomie des Hörers klarkommen, sowie mit der Tatsache, dass man wahrscheinlich niemals neue Polster bekommt. Ich jedenfalls werde den Kopfhörer nicht behalten, da er mir zu unbequem ist und der Klang auf Dauer zu anstrengend wird.
Hier gibt es Bilder vom Hörer, der Packung, der Treiberabdeckung/Polsteraufnahme und dem Polster.
https://imgur.com/a/CBe73
Mark hat den Onyko A800 ja auch. Würde mich freuen, wenn er seine Eindrücke auch hier reinpostet und eventuell mit Messungen auftrumpfen kann
