Hier also jetzt mein Review. Muss mich schon entschuldigen, bevor ich losschreibe, dass das dieses Mal nicht so ausführlich wird. Liegt nicht am Hörer, sondern an meinem gesundheitlichen Zustand, der auch ein bisschen meine Ohren in ihrer Fitness eingeschränkt hat. Da ich jedoch die wesentliche Zeit mit dem Tak vor Beginn meiner Erkältung verbracht habe, kann ich das meiste aus der Erinnerung schreiben. Naja ... und natürlich habe ich den Tak grad auch auf, ich bin ja nicht taub.
Also was haben wir hier?
Chinesischer Plastikbomber ohne besonderen Designanspruch. Fällt weder positiv noch negativ auf. Viel Plastik halt, etwas Metall. Ohrpolster und Kopfbandpolsterung sind jedoch sehr ordentlich. Die Ohrpolster sind aus Pleather, nicht das beste Material, aber in Ordnung. Weich, etwas klein aber nicht unbequem oder Wegwerfartikel wie bei vielen Hörern dieser Kategorie. Das Kopfband stabil und ebenfalls weich. Der Verstellmechanismus ist robust, rastende Zwischenstufen, die aber leicht verrutschen.
Geschlossenes System. Wirkt auf dem Kopf recht stark isolierend. Da entweicht keine Luft, das Kunstleder macht ganz guten Seal. Erinnert mich ein wenig an das Gefühl beim Tragen des Bose QC 35 ... man setzt das auf und fühlt sich spontan in einem anderen Hörumfeld. Beim Bose ist das fast schon beklemmend, wie eine leichtere Form einer inauralen Agoraphobie

Beim Tak geht das für mich in eine ähnliche Richtung. Der Hörer ist schon sehr geschlossen. Mein Ding für relaxtes Hören ist das nicht.
Nach meinen ersten oberflächlichen Hörproben hatte ich den Eindruck, dass es sich bei dem Takstar (für mich) um einen dediziert professionellen Hörer handelt. Klanglich und auch haptisch. Passend dazu bietet er die Möglichkeit, die einzelnen Schalen zumindest teilweise nach vorne wegzuklappen und damit einseitig zu hören. Und er hat die Kabeleinführung einseitig links, auch das eher ein Merkmal für Hören am Mischpult. Natürlich fühle ich mich mit so einem Gerät gleich wieder in meine DJ Zeit zurückversetzt, wo ich oft und gerne den HD-25 benutzt habe. Irgendwie erinnert der Tak mich daran, auch wenn der Sennheiser das DJ Konzept deutlich besser umsetzt. Und klanglich: Ja, sehr analytisch, war mein erster Eindruck. Passend also zu dem Tätigkeitsfeld, dass ich dem Tak grad andichte: Vinyl. Mischpult. DJ.
Habe also in meinen Vinyls gekramt und habe ich mit folgender Scheibe angefangen (Spoiler ... klingt jetzt nach Waschmaschine, Hörraum, Dreher, etc ... ist aber einfacher. Ich hatte mein analoges Zeug vor Jahren mal digitalisiert und habe viele Rohaufnahmen noch vorliegen):

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Das ist eine der besten Pressungen, die ich kenne. Gutes Futter für unseren Chinaböller. Technisch einwandfrei Darstellung bei Sad Lisa. Eines der schwierigen Stücke der Pressung, weil die Geige leicht verzerrt und generell hier der SNR nicht besonders groß ist wegen der Dynamik der restlichen Platte. Wie sich da gehört, höre ich alle Clicks und Pops, die ich schon kenne. Also genau, das was ich erwartet hatte. Hätte ich das Ding nochmal zu mastern, ginge das auch mit dem Tak. Die Stimme von Cat kommt auch so wie sie soll. Nichts überraschendes.
Klanglich kommt mir das alles irgendwie bekannt vor. Ich erkenne den Treiber, mehr oder weniger. Das ist das Ding, das auch im Bose, Fidelio, Superlux etc. werkelt. 40 mm China Supplier, in Stückzahlen unter 3 Dollar pro Stück. Nichts besonderes, aber in einer guten Konstruktion durchaus brauchbar. Hier durchaus brauchbar. Den habe ich auch in der allerersten Generation des OMG Invidia verbaut

muss aber dazu sagen, dass es schon gut war, das Konzept für den Invidia zu ändern. Jedenfalls erkenne ich die Dinger mittlerweile in fast jeder Konstruktion am Klang wieder. Und an der ziemlich schwachen Auflösung, das ist halt der Preis für Billig. Zaubern können die Chinesen auch nicht.
Das können nur die Franzosen, das ist aber eine andere Geschichte und die wird an anderer Stelle erzählt
Natürlich ist die "Bassregelung" per Schieber erst mal interessant. Vermutlich macht man mit Hilfe des Schiebers eine Entlüftungsöffnung treiberrückseitig auf, die im offenen Zustand einen größeren Hub des Treibers erlaubt weil der Treiber die Luft nicht komprimieren muss. Der Hörer atmet quasi dann durch die Entlüftungsöffnung. Ich kenne den Trick aus der Invidia Entwicklung. Das funktioniert nur bis zu einer gewissen Grenze. Wenn der Treiber front- und rückseitig entkoppelt ist (und das scheint hier der Fall zu sein, sonst wäre der oben beschriebene Effekt der inauralen Agoraphobie nicht so auffällig), also wenn dort eine Entkopplung ist, dann darf der Treiber nicht frei schwingen. Sonst verzerrt der sofort bei höheren Pegeln. Und genau das passiert, denn man den Bassschieber auf "gib ihm" stellt und laut dreht. Das geht für mich gar nicht. Da brauche ich keine Messung
Die Mittelstellung funktioniert dagegen ganz gut. Immer noch eine bassboomende Badewanne, aber durchaus Spaßhörer. Die dritte Stellung würde ich mal als "neutral" bezeichnen. Macht hinten dicht und bedämpft den Treiber durch Luftdruck. Gefällt mir aber nicht so gut, das ganze wirkt ein wenig "metallisch". Daher bleibt das bei mir auf Mittelstellung. Ich kenne ja das Prinzip, wenn auch die Bedämpfung beim Invidia wahrscheinlich etwas anders gelöst war, weil es dort Kanäle zwischen Vorder- und Rückseite gab.
Also zur nächsten Vinyl ...

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Die hier ist genial, aber auch schwierig, vor allem der erste Track "Telegraph Road" hat eine enorme Dynamic Range. Das meistert der kleine Chinese aber gut. Durch die leichte Badewannigkeit in den Höhen ein ideales Werkzeug. Macht sogar Spass, den langen Track damit durchzuhören. Ich wähle eine bereits digital bearbeitete Variante des Rips und lausche auf weitere Fehler. Das funktioniert, trotz der nicht so gewaltigen Auflösung geht dem Tak nichts durch. Die Abbildungstreue ist auch durchaus gut.
Also komme ich mal zum Fazit: Ein technischer Hörer. Unmodifiziert das richtige als Abhöre im Studio, neben dem Plattenspieler oder für Wochenend-DJs. Hifi ist das so noch nicht. Aber Preis-Leistung ist genial
Das Ding ließe sich mit ein bisschen Modding (für mich müsste der Höhenpeak etwas runter) bestimmt ohne weiteres optimieren in Richtung Hifi. Da die Polster durchaus brauchbar sind, muss man dazu faktisch kein weiteres Geld in die Hand nehmen.
Man bekommt also für wenig Geld viel geboten. Im Bereich der dynamischen Billighörer gibt es furchtbares, wie z.B. Superlux, weniger furchtbares, wie z.B. Lasmex und brauchbares, wie dieses Ding. Man kann auch den Philips Fidelio nehmen, dann kriegt man für deutlich mehr Geld schon etwas wertigeres in die Hand. Jedoch bin ich sicher, dass ich mit ein bisschen Filz, Teefilter und Kleber das Ding klanglich auf das gleiche Niveau bringen könnte.
Edit sagt: Schreibt euch mal in die Liste ein ... ich könnte den jetzt eigentlich weiterschicken.