So ... nach zwei Wochenenden und vier oder fünf Sitzungen mit dem Audeze LCD-X und einigen Vergleichshörern möchte ich hier mein abschließendes Review beginnen. Ich werde nicht alles in einen Beitrag schreiben, dazu fehlt mir heute die Zeit. Gut, ich könnte das über die nächsten Tage nach und nach schreiben und den ganzen Bericht en bloc einstellen. Aber das möchte ich nicht. Wer sich für meine Meinung interessiert, der kann auch ein paar kleinere Berichte für sich zusammenfassen. Außerdem könnte es ja sein, dass sich hier eine Diskussion entwickelt und ich spezielle Aspekte nochmals prüfen kann, solange der LCD-X noch bei mir ist. Stichtag für den Weiterversand ist nächstes Wochenende.
Der wichtigste Vergleichskandidat in der Zeit war der Clear. Danach wurde ja von euch explizit gefragt.
Womit fang ich an?
Frank (RunWithOne) hat in seinem Bericht ja schon einiges zu Verpackung etc. gesagt. Den Koffer möchte ich also hier nicht zum Thema machen. Die Präsentation und Verpackung des Hörers ist voll in Ordnung. Ich finde es ein bisschen schade, dass der LDC-X in der Rundreisevariante (es gibt offensichtlich hier verschiedene Varianten) nur mit einem single ended 6,3 mm Klinkenkabel kommt. Es wäre meines Erachtens kein Problem, einen Hörer in dieser Preisklasse mit einem Kombistecker 3,5 mm und aufschraubbarer 6,3 mm Klinke zu versehen, um den Betrieb am DAP zu ermöglichen. Auch das hat Frank ja bereits angesprochen. Man kann natürlich einen billigen Adapter verwenden, aber hey ... an einem so wertigen Hörer?
Auch schade, dass keine symmetrische Option im Lieferumfang ist. Vor vielen Jahren schon kam der HE-5LE des wichtigsten Wettbewebers von Audeze bereits mit einer XLR-Buchse/Stecker Kombination im Standardkabel. Ist auch nicht ideal, weil der Knubbel schon stören kann. lässt aber immerhin alle Optionen offen. Ideal allerdings wäre ein zweites Kabel mit XLR oder Pentacon. Das hat Audeze mit dieser Standardstrippe nicht gut gelöst.
Was habe ich gemacht?
Nun, ich habe das Audeze Stockkabel nicht mal ausprobiert, stattdessen ein Firschi XLR-Kabel symmetrisch rausgekramt, damit ich den LCD-X an den Corda Soul anschließen kann. Weiters habe ich ein Forza Audioworks Kabel hier mit Single Ended 3,5er Klinke, so kann ich auch meine DAPs verwenden. Auch meinen ersten Eindruck aus dem Vorpost (Candy Dulfer) habe ich per DAP gehört. Der LCD-X profitiert allerdings vom Soul als Zuspieler, das unterstreicht noch einmal meine oben formulierte Kritik am Lieferumfang Kabel. Echt schade, dass diese Steigerung dem normalen LCD-X Kunden verborgen bleibt. Ich bin sicher, auch ein V280 wird den LCD-X im symmetrischen Betrieb tanzen lassen. Leider bleibt dieses Erlebnis für den Kunden des LCD-X mit seinem Standardlieferumfang außen vor. Corda Classic oder ein Lake People G111 sind da das Ende der KHV-Skala. Bestimmt nicht schlecht. Aber trotzdem schade.
Kommen wir zum Musikempfinden.
Dazu habe ich folgende Tracks gehört, erst mal nur mit dem LCD-X und in einem weiteren Durchgang jeweils abwechselnd mit dem LCD-X und dem Clear:
Al Jarreau/Joe Cocker - Lost and Found
Garcia/Grisman - Friend of the Devil
ZZTop - Cheap Sunglasses
Van Morrison - Into the Mystic
Dominique Fils-Aimé - Birds
Joshua Redman - Floppy Diss
Melody Gardot - You Won't Forget Me
und noch zwei drei andere, die mir jetzt nicht mehr einfallen.
Nur hervorragende Aufnahmen, teilweise in HiRes. Und alles in allem relativ eklektisch, wie ich finde, für jeden was dabei. Allerdings erst mal ohne Trio Jazz, Kammermusik und große Klassik. Zuspieler ist der Corda Soul, KHV-mäßig das beste, was ich zu bieten habe. Jan Meiers FF ist serienmäßig drin und nicht abschaltbar. Sämtliche zusätzlichen Features des Soul sind off.
Was haben wir da:
Der LCD-X spielt die Stücke auf durchaus hohem Niveau, ein eingängiger Klang, der mir sofort gefällt und mir fallen keine Fehler oder irgendwie unangenehme Eigenschaften, Peaks etc. auf. Wie ich weiter oben schon mal gesagt hatte, macht der LCD-X vieles richtig und hier und da kommt richtig Stimmung auf.
Die Playlist ist richtig gut und macht verdammt Spaß mit dem LCD-X
Danach habe ich die nochmal gespielt und dabei zwischen Clear und LCD-X gewechselt. Der Vergleich mit dem Clear macht dann aber doch deutlich, wo der Hammer hängt. Tonal ist der Clear anders. Ich würde sagen: Richtig. Was ist da passiert? Der LCD-X hat im Stimm- und Präsensbereich ein Loch, dort wirkt das Geschehnis ein wenig zurück gerückt. Und dosig
Nur leicht dosig und nur im Vergleich auszumachen. Aber der Clear ist hier überlegen. Es ist echter, richtiger, clearer ...
Man fragt sich natürlich, woher bei einem so offenen Hörer dieser leicht dosige Eindruck herkommt. Ich habe die ledernen Polster im Verdacht. Der ein oder andere wird sich bestimmt noch an den großen Magnetostaten Vergleich auf der vorletzten Audiovista erinnern. Einer der vier Boliden, die dort am Nachbartisch unseres Prof-X Standes präsentiert wurden, war der Meze Empyrian. Und dieser Hörer wird mit zwei Paar Polstern geliefert, ledernen und welchen aus Alcantara (glaube ich). Jedenfalls hatte ich bei den ledernen Polstern auf dem Empyrian einen ähnlichen Eindruck, dosig habe ich auch damals gesagt. Es war aber mehr, es war unausgewogen im Gesamtbild. Die anderen Polster haben das behoben, damit war der Empyrian für mich der beste der angestellten Hörer, knapp vor dem HE1000V2. Eine ähnliche Erfahrung habe ich auch mit dem Acedia 40 gemacht, den die Besucher der Audiovista auch kennen. Dort sind ebenfalls Alcantara Polster verbaut. Man fragt sich daher zwangsläufig, ob Audeze bei der Polsterwahl für den LCD-X alles richtig gemacht hat.
Wie auch immer, er gibt natürlich auch positives zu berichten: Der Magnetostatenbass des LCD-X ist beeindruckend. Auch wenn viele sagen, dass genau hier etwas fehlt, nämlich die Basspower des LCD-2, empfinde ich das durchaus anders. Ich mochte den LCD-2 aus der Vor-Fazor-Zeit sehr gerne, auch und gerade wegen des Bassdrucks. Aber es war immer auch ein bisschen too much, anfangs beeindruckend, aber auf lange Sicht dann doch ermüdend. Deswegen habe ich den LCD-2 am Ende des Tages weitergegeben. Der nächste LCD-2 in meiner Sammlung hatte dieses Fazor-Ding eingebaut. Und ging gar nicht. War für mein Empfinden zu neutral und eben Audeze untypisch. Dieser LCD-X hier kann das aber mit dem Bass. Nicht Quantität, sondern Qualität. Leichte Oberbasserhöhung, Kritiker könnten auch sagen, dass der Tiefbass abrollt. Dieser Effekt führt aber zu dem "federnden" Bass, den ich oben beschrieben habe. Gefällt mir, ist nicht 100% korrekt und ein bisschen eine psychoakustische Spielerei, aber gefällt mir. Das macht der Clear schon anders. Er haut weniger auf die Trommel oder stellt das weniger heraus. Allerdings ist der Clear in der Gänze des Bassbereichs kräftiger unterwegs. Es federt aber nicht.
Fortsetzung folgt ....