Moin, gestern ist der IMR New Aten angekommen. Den habe ich erstmal gute 12 Stunden ungehört spielen lassen.
Am Ende dieses Postings stelle ich fest, es ist quasi schon ein exklusiver Verglechstest geworden.
Geschrieben währende des Hörens...
Los geht's...
Da ich mir den New Atenja bewusst bestellt habe, weil ich mit dem Gehäuse des R2 Red nicht so recht warm werde, habe ich natürlich zuerst mit ihm klanglich verglichen. Die verbaute Technik scheint erstmal gleich zu sein, was man zu sehen bekommt, wenn man die Nozzles abschraubt.
Um präzise Vergleichen zu können, habe ich RED und Aten identisch ausgestattet, silberner Nozzle und goldener Filter.
Übrigens unterscheidet sich das Zubehörpaket bis auf das nicht vorhandene 4.4mm Kabel nicht vom Opus Mia, daher konnte ich zwei silberne Nozzles verwenden.
New Aten (closed) vs. R2 RED
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Klanglich darf ich vorweg nehmen, dass der New Aten klanglich eher in Richtung Opus Mia geht. Allerdings bringt der New Aten im Hochton mehr Energie mit und hat auch diesen Piezo-Touch. Der ist allerdings schwächer ausgeprägt als beim RED. Ich vermute, dass Bass und Mitten - besonders beim Gesang bemerkbar - durch das Gehäusedesign profitieren. Wie auch das Gehäuse klingen Bässe und Stimmen einfach glatter, runder...
Es gibt dieses schöne Wort, das Tyll immer benutzt hat, wenn etwas etwas gröber, unfertiger klingt... grainy. Der RED klingt gegenüber dem New Aten einfach etwas grainy, was sich aber nicht auf den Hochton bezieht sondern eher im Bereich der Mitten zu hören ist.
Brent Cobb mit "Keep 'em on the toes" hat mit dem Aten eine seidenweiche Stimme, übrigens auch mit meinen Over Ears im Vergleich, mit dem RED klingt er, als deute sich da eine Erkältung an. Auch die Gitarre hat mit dem RED einen eher metallischen Anstrich... ganz zart, aber im Vergleich sofort auffällig.
Der Red ist auch ein wenig heller im Bereich der Stimme... klingt einen Hauch nasal.
Wie gesagt, auffällig im direkten Vergleich der zwei... wenn ich da eine Minute Pause mache, fällt das erstmal kaum auf.
Was sofort auffällt, ist allerdings die "Stahlhärte" der Gitarre beim RED und das eher Sanfte beim Aten.
Die ruhigen Stücke klingen mit dem New Aten einfach authentischer.
Ich habe beide mit unterschiedlichen Liedern verglichen, mit Brent Cobb hört man diese Unterschiede allerdings völlig entspannt, da er auf dem Album hinsichtlich Instrumentierung und Gesang alles vertreten hat, was die IEMs fordert.
Der Eindruck zieht sich aber komplett durch meine Playlist durch, der New Aten spielt runder und ist was Bass und Mitten angeht näher beim Opus Mia.
New Aten (open) vs. Opus Mia (open)
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Da ich ja neugierig bin, habe ich mir den dann auch direkt vorgenommen, ebenfalls mit den silbernen Nozzles, jedoch mit den blauen Filtern, denn da möchte ich den kompletten Hochtonbereich haben. Der Opus Mia ist im Superhochton einfach etwas sparsamer, da möchte ich ihn nicht auch noch beschränken.
Nebenbei: Der New Aten hat mit den Nudelsieben ein hörbares Treiberflexen beim einsetzen.
Der Hörvergleich gestaltet sich in dem genannten Setups zwischen den beiden Protagonisten schon etwas schwieriger.
Mit dem Aten sind Frauenstimmen leicht heller und im Gegensatz zum Opus Mia ebenfalls leicht grainy. War das im Vergleich zuvor deutlich auszumachen, ist das hier schon schwieriger. Bei Männerstimmen ist das kaum hörbar.
Bei "Chocolate Chip Trip" von Tool spielt der Opus Mia etwas dynamischer, schneller. Die Drums klinge etwas kräftiger voller, doch auch hier nur im direkten Vergleich wirklich auszumachen. Wenn ich nicht schnell genug wechsle, dann ist dieser Effekt geringer, da das Stück an sich sehr dynamisch abgemischt ist.
Was aber hier deutlich zu hören ist, dass ist ein immer wieder auftretender Ton bei etwa 11,5kHz, der gut ab Mintue 1:50 alle zwei Sekunden ertönt. Mit dem New Aten höre ich den sehr deutlich auch mit dem goldenen Filter schon bei mittlerer Lautstärke, mit dem Opus Mia ist der nur hörbar, wenn man auch weiß, dass er da ist. Erst wenn man die Lautstärke dann auf "laut" stellt, ist der Ton dort auch zu hören, insoweit man diese Frequenz noch ausmachen kann. Hier zeigt sich dann auch der frühere Roll-off im Hochton beim Opus Mia. Um aber ehrlich zu sein, ist das der einzige Song, bei dem mir persönlich da etwas fehlt.
Ergänzung zum R2 RED, bei dem ist der Ton auch mit egal welchem Filter so laut, dass ich das Stück mit dem nur maximal "Zimmerlautstärke" hören kann. Auch hier ist der New Aten etwas verbessert, denn mit dem goldenen Filter auch laut zu hören für mich kein Problem.
Unterm Strich würde ich sagen, der New Aten ist sein Geld mehr als wert. Wer etwas mehr Hochtonenergie möchte und nicht die ganz so absolut sauberen Mitten des Opus Mia benötigt, wird mit dem New Aten abolsut glücklich sein!
Räumlichkeit: Open vs. Close
Tatsächlich spielen beide offen benutzt räumlicher als der RED, dabei hat der Opus Mia die Nase etwas vorn. Hier fällt mir einen Unterschied auszumachen am schwierigste. Hier hatte ich vielleicht zwei Songs, bei denen Akzentklänge von weiter weg aus dem Raum zu kommen scheinen. Das waren allerdings Lieder aus dem Bereich Electronic. Hier als bekanntere Vertreter Yello mit "Elevtrified 2" und ähnlich war den Songs von Haywyre.
Werden beide geschlossen betrieben, ist die Bühne in Weite und Tiefe reduziert, zudem klingen aber beide im Oberbass, insbesondere bei männlichen Stimmen hörbar, etwas voller. Dadurch bekommen sie auch einen etwas intimeren Klang.
Das Live-Album "Companion" von Jessica Barber gefällt mir geschlossen mit beiden tatsächlich am besten.
Nun am Ende die Frage, die sicherlich dem einen oder anderen auf den Nägeln brennt, welcher mein Favorit ist?
Tja... das ist schwierig. Beide sind absolut super, besonders da der New Aten ein super Upgrade eum R2 Red ist.
Hinsichtlich Frequenzumfang ist der New Aten für mich vor dem Opus Mia, was aber die Reinheit und souverän dynamische Präsentation angeht, hat der Opus Mia die Nase vorne. Also beide zusammen ergäben für mich wahrscheinlich das Optimum... hmmmm...
...sieht ganz nach dem Semper aus.
Dieter wird da wohl demnächst den heiligen IMR Grahl in den Ohren haben.
Fazit
Nicht, dass der Eindruck entsteht, New Aten und Opus Mia wären allein für sich nicht gut. Beides sind hervorragende IEMs.
Nüchtern betrachtet bekommt man derzeit wahrscheinlich zu einen hinsichtlich Preis/Leistung keinen besseren InEar von IMR Acoustics und klanglich dürften es viele andere InEars der Mitbewerber überhaupt schwer haben, jetzt an den New Aten heran zu kommen.
wenn mich nun jemand fragt, welchen InEar ich empfehlen würde bis 500€, dann ist da defintiv der New Aten mit unter den ersten dreien.
Wahrscheinlich würde ich ihn sogar zuerst nennen, weil der eben nicht nur Filter für den Hochton mitbringt, sondern in noch höherem Masse individualisierbar hinsichtlich Klang ist.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich den New Aten zuzulegen... meine ausdrückliche Empfehlung hat er!