Hallo,
ich habe ja von Firschi das Classic System II gekauft und jetzt seit 2 Wochenenden im Einsatz und mittlerweile sind wir dicke Freunde geworden. Das war nicht von Anfang an so, was aber eher an mir lag, als am Stax. Ich habe lange überlegt, ob ich einen ca. 19 Jahre "alten" Kopfhörer für soviel Geld, wie ich noch nie für einen Kopfhörer ausgegeben habe, bezahlen soll und dann entschieden einen besser beschriebenen, restaurierten und vermessenen Stax werde ich nicht bekommen (ok, Hans bietet jetzt gerade einen ebenbürtigen 303 an). Meine Erwartungen waren entsprechend hoch, aber zum Zeitpunkt des Kaufes, war ich ziemlich in beruflichem Stress, was keine gute Kombination ist für eine erste Begegnung.
Und so kam es dann auch, der Verstärker war so groß, dass er nicht in meinen Kopfhörerstationrollcontainer passte und beim Versuch ihn doch seitlich quer in den Container zu bekommen, habe ich an dem makellosen Stück gleich mal mit einem Möbelmetallstift einen Kratzer oben auf die Frontblende gemacht. aaaarrrrghhh. Da hätte ich aufhören sollen, aber nein, ich hatte nur an dem Abend Zeit.
Der erste haptische Eindruck des KH ist einfach nur als geradezu lächerlich zu nennen, 100% feinstes Plastik in hässlichem Grau und wenn ich ihn mir auf den Kopf gesetzt habe, knarzte es bei jeder kleinen Kopfbewegung superlaut. WTF? Ok Hörer abnehmen und geschaut was da knarzt. War aber nichts, oder besser, erst wenn man ihn gefährlich nah an der Position zum Brechen verdreht hat. Seltsam? Irgendwann habe ich bemerkt, dass sich die Kunstleder Pads nicht mit meinen Brillenbügeln vertragen. Habe ich die Brille auf, verursacht der Brillenbügel das knarzende Geräusch mit dem Pad. Ok, dann halt Musik hören ohne Brille......
Erster Höreindruck mit den alten bekannten Stücken, hmmm, wo ist DAS Stax Klangerlebnis? Es klingt wie die Musik, die ich kenne, nur ohne Bass..... Hmmm und bei hellen Frauenstimmen sollte man nicht zu weit aufdrehen, sonst tut es weh..... Hektisch durch weitere Stücke durch gezappt, es wurde aber nicht wirklich besser und relativ ernüchtert aufgehört. Hmmm, Fehlkauf?
Au contraire!
Die zweite Session war ausgeruht an einem Wochenende und das war schon ganz was anderes. Erstmal den Equalizer Apo angeworfen und den Lambda Peak ein wenig gezähmt und geschaut wo er sich bemerkbar macht und wo nicht. Wie gesagt helle Frauenstimme wie z.B. Loreena McKennitt mögen den gar nicht. Bei Percussionslastigen Stücke "zaubert" der natürlich ein Wahnsinns Detailreichtum, jedes Detail im Klickgeräuschbereich wird überdeutlich. Passt bei manchen Sachen und bei manchen eben nicht. Das schöne am Equalizer Apo, kann man das auf Knopfdruck hinzu oder abschalten. Also erstmal ohne weitergehört und mich an den Bassbereich gewöhnt. Der zwar schlank, aber staubtrocken ist, eigentlich so wie ich es von meinen Genelecs gewohnt bin, da war wohl die Gewöhnung an den B400, den ich die ganze Zeit vorher gehört habe, Schuld daran, dass man erster Eindruck so enttäuschend war und wiedermal der Unterschied zum Lautsprecher, der einfach viel Luft bewegt, was man dann im Bass auch merkt (wiedermal Vanessa Fernandez, Hard times). Selbst Tiefbass ist vorhanden, z.B. Bei Mike Oldfields Music from a distant earth, das ist musikalisch nicht eines seiner Meisterwerke, aber nett zum relaxen und mit netten Effekten, z.B. tiefem Gewittergrollen. Das kommt recht überzeugend und nicht überzogen, da hat es das erste mal Klick gemacht. Dann kam mehr zufällig Joe Jacksons Body and Soul, Heart on ice, whooopsie, wie genial klingt denn dieses Becken-Intro, so dermassen fein und detailliert habe ich das noch nie gehört. Die Separation der einzelnen Instrumenten in dem Kirchensaal und deren Klangfarben, einfach der Hammer. Da hat es das zweite mal Klick gemacht und ich habe mich entspannt und bin mehr und mehr vom Testhören weg zum Musikhören hingekommen. Der Stax ist er mit seiner Gesamttonalität genau mein Ding, für mich ist er derzeit die beste Übersetzung eines Studiomonitors in einen Kopfhörer und wenn ich ihn noch etwas relaxter haben möchte, dann kippe ich einfach etwas die Klangwaage zu +2dB im Tiefbass (100-20Hz) und -2dB zu den Höhen hin.
Er hat für mich noch eine ungewöhnlich starke rechts/links Trennung, die ich manchmal als seltsam empfinde, da ist manchmal nichts in der Mitte, nur ganz rechts und ganz links. Deshalb meine Frage bezüglich dem Crossfeed Plugin für den Equalizer Apo, vielleicht kann man da noch etwas spielen, aber eventuell habe ich diese Trennung bisher nur nie so gehört und das soll so sein.
Gestern dann noch einen Vergleich zu meinem HD600 und dem HE400s gemacht und auch da gefällt er mir insgesamt besser, besonders in der Verfärbungsfreiheit und diesem trockenen Bass, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob der Neupreisunterschied zum HD600 wirklich gerechtfertigt wäre, denn der Stax spielt auch nur Musik.
Der HD600 wird weiterhin mein Heimkino KH bleiben und der HE400s wird für den PC verwendet. Musik nur noch über den Stax!
Andere Staxe werde ich mir aber wohl erstmal sparen, die Tonalität ändere ich leichter über die Equalizer APO und ob ICH Auflösungsunterschiede zu den größeren Staxen noch hören werde, wage ich zu bezweifeln, aber sag niemals nie.
Ein paar kleinere störende Dinge gibt es schon noch. Ein Sommer KH wird das wohl eher nicht werden, ich schwitze sehr schnell unter den Kunstleder Pads und der KH ist wirklich ein sehr offener on-ear-speaker, so dass die Umgebung sehr viel von dem KH mitbekommt und ich ihn im geschlossenen Arbeitszimmer betreiben muss (dadurch wurde es ziemlich warm (23-24°C) im Zimmer, deshalb das Thema schwitzen
)
So richtig laut geht er auch nicht mit dem 313 Amp, normal höre ich bei Stellung 8 von 9 am Verstärker, da ist also nicht mehr so viel Luft nach oben.
Gruss
Knut
P.S. Als Klangtipp kann ich derzeit Nils Frahm, All Melody empfehlen. Wer Ambiente, Electronica, Klassik crossover mag findet hier ein hervorragend aufgenommenes Album.