Nachdem WIIM seinen Streamern jetzt einen digitalen 10-Band-PEQ (PEQ = parametrischer Equalizer) verpasst hat, wollte ich kurz darüber informieren, was der geneigte Nutzer damit eigentlich so alles anstellen kann.
Mit Hilfe eines PEQ können sehr genau und vielseitig Klanganpassungen am Frequenzspektrum vorgenommen werden. In Gegensatz zum Breitschwert, dem grafischen EQ (ihr kennt bestimmt noch die Monstergeräte aus den 70ern und den 80ern mit den unzähligen, phantastisch leuchtenden Schiebereglern), ist der PEQ besser für das Feintuning geeignet. Professionelle Klangverbieger greifen gerne auf dieses mächtige Werkzeug zurück.
Lautsprechern oder Kopfhörern mit einem PEQ einen besseren Klang zu entlocken ist allerdings nicht ganz so einfach. Das liegt gewöhnlich an der schieren Masse an Einstellungs- und Kombinationsmöglichkeiten, die diese Teile so mit sich bringen. Allerdings hat WIIM das im Streamer für uns Hobbyanwender auf das Wesentliche eingedampft und - wie ich finde - auch sehr gut umgesetzt.
Es stehen zunächst nur drei Filtertypen zur Verfügung: LS, PK und HS. In der App ist das nicht sehr aussagekräftig, aber der Platz ist ja auch begrenzt. Hinter diesen Abkürzungen verbirgt sich folgendes:
LS ==> Low-Shelf-Filter
PK ==> Peakfilter
HS ==> High-Shelf-Filter
LS und HS
Shelf-Filter (gerne als Kuhschwanzfilter bezeichnet) dienen zunächst zur groben Anpassung der Klangbalance. Der Low-Shelf-Filter dämpft oder verstärkt Frequenzen unterhalb eines zu bestimmenden Frequenzpunktes, der High-Shelf-Filter oberhalb der Auswahl. Auf den nachfolgenden Screenshots kann man die Arbeitsweise besser erkennen.
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- Highshelf.jpg (34.52 KiB) 4859 mal betrachtet
PK
Der Peakfilter wird auch gerne nur als Bell oder Bell-Filter (deutsch: Glockenfilter) bezeichnet. Der Peakfilter dämpft oder verstärkt Frequenzen um einen ausgewählten Mittenfrequenzpunkt (siehe Screenshot). Peakfilter sind sehr vielseitig. Hiermit können Frequenzbereiche präzise angehoben oder abgesenkt werden. Man kann beispielsweise breite Kurven einstellen, um weite Frequenzbereiche anzuheben, oder schmale Schnitte einstellen, um Korrekturarbeiten punktgenau durchzuführen.
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Nach der Auswahl des gewünschten Filters müssen zu jedem Filter jeweils noch drei Dinge, nämlich Freq, Gain und Q eingestellt werden:
- Einstellungen.jpg (31.84 KiB) 4859 mal betrachtet
1. Freq: Die Frequenz, auf die der Filter anzuwenden ist. Es steht im WIIM ein Spektrum von 10 Hz bis 22 KHz zur Verfügung.
2. Gain: Der Pegel. Hiermit wird eingestellt, um wie viel die Frequenz (in dB) ausgehend von Null abgesenkt oder angehoben werden soll. Der WIIM bietet einen Bereich von -12 dB bis + 12 dB an.
3. Q: Der Q-Faktor (Qualitätsfaktor) bestimmt, wie breit oder schmal die Frequenzen angehoben oder abgesenkt werden sollen. Niedrige Q-Werte wirken auf einen breiten Frequenzbereich, höhere Q-Werte hingegen verengen die Auswahl. Die Skala reicht beim WIIM von 0,1 (ganz weit) bis 24,0 (ganz eng). Q im PEQ bitte nicht verwechseln mit dem Ausstatter von James Bond
- Einstellungswerte.jpg (39.82 KiB) 4859 mal betrachtet
Es empfiehlt sich, beim Filtereinsatz im PEQ nicht mit dem Holzhammer („Viel hilft viel“) vorzugehen, sondern in kleinen Schritten und mit Bedacht.
Kopfhörer werden „frequenziell“ gerne an die sog. „Harmann-Kurve“ angepasst. Manchen gefällt das, andere finden das doof. Ich finde diese Kurve (mit kleinen persönlichen Anpassungen) insgesamt recht gut und nutze die im Netz veröffentlichten Anpassungsmöglichkeiten per PEQ gerne. Ich verweise hier einmal auf die Veröffentlichungen von oratory1990 bei Reddit ==>
https://www.reddit.com/r/oratory1990/wi ... f_presets/
Einer meiner Lieblingshörer ist der Audioquest Nighthawk. Andere meinen, der klingt „out of the Box“ wie ein asthmakranker Hund, der in einen rostigen Blecheimer hustet. Oratory1990 empfiehlt z. B. für ihn eine ausgedehnte Anpassung, was ihn tatsächlich fast zu einem andern Hörer macht (guckst du hier ==>
https://www.dropbox.com/s/qkqiu7yoc0imx ... f?e=1&dl=0). Alle empfohlenen Filter und Werte kann man nun auch im WIIM sehr leicht einstellen:
- Bildschirmfoto 2024-05-17 um 11.23.52.png (120.18 KiB) 4859 mal betrachtet
Allein die beiden ersten Low-Shelf-Filter bewirken, dass dem Hörer die extreme Mumpfigkeit genommen. Schon hierdurch klingt er wesentlich klarer und transparenter, allerdings verliert er auch an Volumen:
- Bildschirmfoto 2024-05-17 um 11.28.21.png (104.22 KiB) 4859 mal betrachtet
Die gesamte Anpassung sieht im WIIM abschließend wie folgt aus:
- Nighthawk optim.jpg (199.43 KiB) 4859 mal betrachtet
Da der Streamer idR das Quellgerät für die gesamte Anlage ist, kann man natürlich auch versuchen die angeschlossenen Lautsprecher zu optimieren. Zumindest für meine Lautsprecher (die KEF LS50) gibt es im Netz einige Optimierungsempfehlungen, die ich bei Gelegenheit einmal ausprobieren werde.
Ob mann damit Raummoden eliminieren kann, weiß ich nicht, da ich keine habe. Einen Versuch ist es allerdings immer wert. Kostet ja nix
In diesem Sinne weiterhin viel Freude mit euren WIIM Streamern!