Ich gehöre nicht zu dem Rundreise-Projekt, habe den HE400i 2020 aber seit gut 2 Wochen zuhause und wollte hier auch einmal mein bisheriges Zusammenleben mit ´nem Hifiman schildern.
Der erste Eindruck war schon einmal sehr gut. Die Verpackung mit dem Plüsch, in den der Hörer eingebettet war, soll sicher dem Käufer das Gefühl von Werthaltigkeit vermitteln. Nett! Der Hörer an sich hat mich von der Verarbeitung überrascht, er macht einen guten und stabilen Eindruck. Das schreibe ich vor dem Hintergrund, dass ich schon recht viele negative Berichte über Hifiman (z.B. Sundara) gelesen hatte. Er passt mir gut und ich kann ihn auch länger ohne Störgefühl tragen. Allerdings gilt das nicht für die Polster und deren Velouranteil, davon bekomme ich Hautjucken und rote Flecken. Ich bin allerdings an diesen Stellen auch empfindlich. Mit dem allerersten KH-Mod meines Lebens durch je ein Blättchen 00-Papier wurde das Problem allerdings neutralisiert.

Das Kabel ist etwas störrisch, könnte 30cm länger sein und der Winkelstecker ist einfach ungünstig.
Mein erster Höreindruck war von einem leichten Entsetzen gekennzeichnet. Die Erwartungen waren vielleicht etwas andere und ich hatte ja etwas von Einstieg in den Highend-Bereich gelesen.

Bislang hörte ich nur mit meinen eher dunkel abstimmten Melomania-inears. (Mein kleiner Stax SR44 aus den 80ern liegt schon seit langem mangels Endstufe in der Schublade.) Dagegen war der Hifiman Klang dann schon ein kleiner Kulturschock und mein erstes Gefühl war glasklar: Kommt nicht in Frage! Eine so starke Ausprägung des Hochtonanteils hatte ich nicht erwartet und die Zischlaute auch nicht. Erstes Hörstück war übrigens Katie Meluas Secret Life: "I sssssaw you sssissss morning You were moving ssssso fasssst....

Später musste ich feststellen, dass dieses Stück auf allen Hörern die Sibilanten hörbar macht, allerdings nicht so stark wie beim HE400i.
Nach dem ersten Test wurde der HE400i dann über Nacht mit div. Rauschen und anschl. mit unterschiedlichem Musikmaterial von Klassik über reine Stimmbeiträge bis Rock bespielt. Gleichzeitig kam Plan B ins Spiel: Ich bestellte mir noch einen HD650.
Tatsächlich war es dann aber so, dass der eigentlich schon abgewählte Hifiman in den folgenden Tagen bei mir an Sympathie gewann. Plötzlich empfand ich die Höhen als nicht mehr so übertrieben und die Dynamik und die Räumlichkeit gefiel mir sehr gut. Den mittlerweile eingetroffenen HD650 fand ich teils etwas verhangen, aber vor allem viel weniger lebendig und mit deutlich eingeschränkter Lösung des Klangs vom Hörer.
Ich stellte mir nun die Frage, ob hier ein positives "Einbrennen" stattgefunden hat und wenn ja, wo? Beim Hifiman oder in meinen Ohren? `Ne Antwort darauf habe ich letztlich immer noch nicht gefunden, denn wenn ich so wie gestern mal wieder bei der Hausarbeit/Kochen mit meinen eigentlich vorher geliebten Melomanias hörte, dann klangen die auf einmal doch recht dumpf.
Aufgrund der Vorstellung des HE400se durch Marc habe ich mir den auch noch bestellt und auch über Nacht eingespielt. Jetzt hatte ich 3 Hörer hier liegen und siehe da, nach ständigem Wechseln zwischen den 3 Hörern war irgendwann immer klarer:
Der HE400i 2020 wird es wohl. (Und das, obwohl ich den Vertrag schon widerrufen hatte. Justhifi war aber so nett und räumte mir ohne Weiteres 2 Wochen Verlängerung/Bedenkzeit ein.) Ich mag z.B. einfach diesen manchmal brachialen Impuls, wenn der Drummer zuschlägt und ich kurz vor´m Augenzucken bin. Das können die anderen beiden nicht. Auch ist die Räumlichkeit beim 400se nicht so ausgeprägt. Dieser wirkt insgesamt im Vergleich zurückgenommener, was auch im Höhenbereich angenehm ist, aber ansonsten die Lebendigkeit etwas schmälert.
Gestört hat mich die Stimmdarstellung beim 400se. Diese ist mir wichtig. Via Tidal und Hörbuch ließ sich sehr schön den Unterschied zwischen den 3 Exemplaren wahrnehmen. Klar am besten der HD650. Der 400i klingt im Vergleich erwartungsgemäß etwas zu hell und ein bisschen röhrig, aber durchaus noch ok. Den 400se empfinde ich hierbei klar am schlechtesten, weil die Stimme gepresster klingt, was zum Beispiel auch bei Jazzgesang auffällt. Obwohl er sicher - gerade für den Preis - ein sehr guter Kopfhörer ist und vielleicht sogar ausgewogener als der 400i, fehlt mir das Besondere, was den 400i ausmacht.
Nachtrag zum HE400se: Die Verpackung deutlich schlichter, weil ohne Plüsch. Das mitgelieferte Kabel: Seufz. Also wenn man mich fragen würde, wie man den wichtigen allerersten Eindruck eines Produktes so richtig verpatzen kann, dann würde ich meinen: Hifiman hat es mit diesem Kabel geschafft. Ein ganz dünnes geflochtenes Käbelchen, welches beim Anfassen schon knistert und tatsächlich auch beim Hören an der Kleidung stört. Dagegen wirkt das Kabel des 400i richtig hochwertig.
Ansonsten trägt sich der 400se gut, der Anpressdruck ist etwas stärker als beim 400i, aber nicht störend. Auch wenn die Polster absolut gleich aussehen, bin ich mir nicht sicher, ob sie meine Haut auch so reizen.
Sooo...- das war jetzt meine erste Rezension hier bei Euch. Bisschen lang geworden, vielleicht kommt die nächste als Hörbuch.
