Ich habe ja den Meze 99 Classic aus der Rundreise hier. Vermutlich ist das der Classic im Originalzustand, wie er von Mark (MLSensai) oben beschrieben wird. Auf eine detaillierte Besprechung des Gesamtpakets, der technischen Daten und Fotografien des Hörers etc möchte ich an dieser Stelle verzichten ... dazu jedoch gerne auf die Blogs unserer Forenkollegen MLSensai
http://www.miniklangwunder.de/rezension ... choenheit/ und Bookotus
http://kopfbox.de/testberichte/meze-99- ... stbericht/ verweisen.
Ich komme gleich zum für mich wesentlichen ... Verarbeitung, Haptik, Bequemlichkeit und Klang. Zunächst mal ist man durchaus positiv überrascht, wenn man das gute Stück aus dem Case befreit. Mein Testexamplar war das in diesem Thread bereits vorgestellte und fotografierte Gerät mit hellem Holz und hellen Lederpolstern. Von der Anfassqualität sehr schön, alles gut verarbeitet und durchaus dem Listenpreis entsprechend. Für meinen Kopf und meine Ohren jedoch grenzwertig klein ... ich habe aber auch einen großen Kopf. Dennoch sitzt das Teil gut, isoliert für einen geschlossenen recht ordentlich und wiegt auch nicht die Welt, was sich in einem durchaus positiven Tragekomfort über die Zeit auswirkt. Das hatte ich beim ersten Aufsetzen so nicht erwartet.
Am Kabel und dem Übergang in den Hörer sollte Meze noch was tun. Das Konstrukt ist körperschallempfindlich. Bewegungen und Reibung der Kabeloberfläche hört man gnadenlos. Vielleicht wäre ein Kabel ohne Textilummantelung eine bessere Lösung.
Kommen wir zur Messung, die sieht auf meiner Messstation dann doch im Detail etwas anders aus als das, was Mark gemessen hat.

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Rot ist rechts, blau ist links. Die Pegelunterschiede auf beiden Seiten sind damit recht gering, jedoch keine Messfehler, also reproduzierbar. Die wichtigen Merkmale, die Mark gemessen hat, habe ich also ebenfalls messtechnisch auf dem Papier: den Oberbassbuckel so um 100 Hz, einen Rückgang des Pegels zwischen 300 und 400 Hz. Merkwürdig ist der Unterschied zwischen den Messungen bei 4 kHz und 9 kHz. Das sind bei mir jedoch recht schmalbandige Effekte, wenn ich die Glättung einbringe, dann sind die kaum mehr zu erkennen. Der generelle Verlauf ist immerhin ähnlich. Das ist ja auch zu erwarten, wenn man den gleichen Kopfhörer misst. Irgendwann müssen wir mal eine Korrekturkurve ausknobeln, die unsere Messungen vergleichbarer macht.
Kommen wir zum Klang. Der Bass ist kräftig. Das ist ein Grundtonhörer. Dunkel abgestimmt. Geschlossenes intimes Gefühl. Kompakte Bühne. Also quasi das Gegenteil eines Stax. Im Ganzen jedoch noch immer auf einer grenzwertig neutralen Spur unterwegs, der Anstieg von 4kHz bis in die Höhen zaubert ein irgendwie fein ziseliertes Verhalten in die Höhen, die Hihats klingen gut und scheppern nicht. Sibilanten suche ich auch vergebens. Es entsteht ein etwas zurückhaltenes und trotzdem klares Verhalten in den Höhen, das irgendwie sehr gut zu dem kräftigen Bass passt.
Was haben wir denn nun hier? Ein geschlossener Hörer mit klassischer Spaß- bzw. Badewannenabstimmung, kein Bühnenmonster. Bisschen Schraubzwingengefühl. Schön für unterwegs. Gut für Headbanger, hält. Zuhause möchte ich sowas kleines strammes nicht auf dem Kopf haben. Im Vergleich mit meinem geschlossenen Liebling, dem gemoddeten TH-x00 von Fostex, wirkt der Meze etwas langweilig. Es fehlt die Leichtigkeit, das Federnde im Bass. Jedoch musste man den TH-x00 heftig bedämpfen um den Höhenpeak dort in den Griff zu bekommen. Bei meinem ist 1 cm Basotect drin. Im Vergleich mit dem ungemoddeten TH-x00 würde der Meze im Klangbild wahrscheinlich die Nase vorn haben. Das ist ein Kompliment.
Auflösung ist eher etwas schwach. Der 40mm Treiber leidet da ein wenig an der typischen Schwäche aller kleinen Treiber. Ich würde den Meze Leuten raten, den Weg zu gehen, den die OMG Entwicklung auch nehmen wird. Weg von den (günstigeren) 40mm China-Plastiktreiberchen zu größeren Treibern, am besten mit Papiermembran. Gerade in geschlossenen Systemen ist da ein riesiges Potenzial zu erschließen. Kostet leider deutlich mehr im Einkauf und macht damit die Marge evtl. kaputt. Mein Lieblingsteststück für diese Auflösungs-Geschichte ist im Moment die wunderbare Live Aufnahme von Dave Brubeck Concord On A Summer Night ... man glaubt kaum was da so alles an Details zu hören ist wenn man zum Beispiel einen Stax einsetzt. Mit dem Meze macht das Konzert durchaus auch Spaß, man bekommt halt nur das wesentliche.
Also ... am Ende des Tages ein schöner Hörer mit gutem Klangverhalten. Nicht die Neuerfindung des Kopfhörers. Der Meze macht vieles gut und Leute, denen er gut passt, werden ihn mögen. Er kann aber nichts, was nicht andere Hörer mindestens genau so gut können. Für unterwegs halte ich den B&O H6 für einen sehr guten alternativen Hörer, ein Vergleich wäre sicherlich interessant. Für zuhause bevorzuge ich selbst den Fostex TH-x00 als Geschlossenen.
Danke an Mark für die Rundreise und die damit verbundene Möglichkeit, hier mal reinzuhören.