Viele kennen mich in diesem Forum zwar nicht, allerdings will ich auch meinen Teil zu den CanJam Impressionen beitragen.
Nach über 700 km Anreise waren mein Kollege und ich sonntags endlich auf der Messe.
Zu unserem erstaunen wurde uns am Sennheiserstand um 10:30 auf Nachfrage erklärt, dass wir die ersten sind und gerne den HE1 und Orpheus in Ruhe testen können. Die Testmusik war zwar schön und gut und es liesen sich definitiv die Qualitäten der beiden Hörer erkennen, allerdings wollten wir anschließend auch unsere eigenen Quellen testen. Beide hörten sich zwar sehr gut an, allerdings merkte man bei Musik mit Tiefbass, dass dem Orpheus doch nach unten hin ein bisschen die Puste ausging. Abgesehen davon, waren sich mein Kollege und ich einig, dass wir den Orpheus präferierten. Ein großer Grund hierbei war vorallem das enorme Gewicht des HE1, wo hingegen der Orpheus sich federleicht anfühlte und die Immersion dementsprechend deutlich besser funktionierte.
Orpheus/HE1: 9-9,5/10
In der untersten Etage, speziell im großen Saal war es anschließend für die offenen Kopfhörer natürlich schwer ihr ganzes Potential auszuspielen, da eine nicht unerhebliche Geräuschkulisse herrschte und das kritische hören dementsprechend schwer fiel. Da ich allerdings trotzdem versuche die Kopfhörer/IEMs klanglich zu bewerten, bedenkt bitte, dass es die IEMs durch ihre Isolierung leichter hatten zu glänzen.
Die wichtigsten Impressionen nach Stand geordnet:
Sennheiser
HD650+Apogee groove: Warm klingend aber angenehm. 8,5/10
HD660 an HDVD 820: Deutlich heller und dynamischer im Klang, positiv überrascht. 9/10
HD800(s?):Trotz Soundstage en masse leider m.M.n. viel zu hell und schrill, .. Mag auch an meinem zarten Alter liegen... 7/10
Modenaudio:
Hd580 Jubilee (echtes Sammlerstück) + Modenaudio Verstärker: Leider auch nur die eigene Testmusik verfügbar, trotzdem einfach natürlich und unaufgeregt, sehr gut. 9/10
der DT990 am selben Verstärker: 7,5-8/10
Shure:
In Ear Arsenal:
verglichen mit den anderen Ausstellern unterdurchschnittlich: 6,5-7 (se215-se846)
KSE 1500: Sehr schöner elektrostatischer IEM, viel Details, tiefreichender Bass und gute Bühne: 8,5-9/10
1More:
Triple und Quad Driver: viel zu bassbetont, in die Mitten reichender und schwammiger Sound. 6/10
Einzig die Noise Cancelling-Funktion hat wirklich gut funktioniert bei ihrem 70€ Modell, dafür Daumen hoch.
Focal Elear (Stand einer Holländische Powersupply Firma): Sehr punchig und dynamisch klingender Kopfhörer mit gutem Bass, Soundstage fühlt sich jedoch recht klein an und die Senke im oberen Hochtonbereich war ein wirklicher Dealbreaker. Sobald mir dies das erste mal auffiel konnte ich es nichtmehr ignorieren. Aus dem Grund leider nichts für mich. Trotzdem 7,5-8/10
Etymotic:
ER4SR:
Diese Dinger muss man sich zwar so tief in die Ohren einführen bis sie sich gefühlt in der Mitte des Kopfes treffen, allerdings ist der Klang absolute Spitzenklasse für IEMs. Obwohl ich schon sehr viel Lob für diesen IEM online nachlesen konnte, hat er mich voll und ganz überzeugt. Große Bühne für einen IEM, super Details und natürliche Tonfarbe, lediglich etwas zu wenig Bass. So mag ich das. 8,5-9/10
Sieveking:
He400i, erschreckend wie dünn die Hifiman KH im Gegensatz zur Konkurrenz klingen..naja nichts besonderes 7-7,5/10
HE400s Leider auch ein sehr dünn klingender aber prinzipiell guter Kopfhörer. Besitzt neutralen Klang. Allerdings fehlt der Bass, aber komplett! Bühne und Details sind auch nicht die allerbeste. 7,5/10
HE Xv2: Klingt zwar nicht ganz so dünn, aber wirklich körperlich fühlt sich das ganze nicht an. Sehr unaufgeregt und ruhig klingend. Tiefbass fehlt. 7,5-8
He1000v2: Langsam wirds was mit den Hifimännern, schöner Klang 8,5-9/10
ShangriLa: Wer hat den He1000 verkleidet? Ganz ehrlich, viel Unterschied höre ich da nicht raus. Maximal 9/10 eher 8,5-9/10
Am selben Stand, fast übersehen:
Cardass A8 Anniv.: Gute Details und Bühne, etwas dick klingend.
Aber WOW, der beste Bass den ich jemals aus IEMs und !Kopfhörern! gehört habe, der Rest des Klangspektrums war auch ganz gut. Meine IEM Überraschung der Messe. 8,5/10
Sonarworks:
Sehr coole Truppe aus jungen Leuten, mit denen ich mich super unterhalten konnte.
Die Software funktionierte astrein und war ein Augenöffner für die individuellen Schwächen der Kopfhörer.
Aus einem billigen weißen Sony KH für 20€ konnte die Software ohne weiteres ein Klang kitzeln der eher nach 100-150€ klang.
Leider wurde mir obwohl es sich um das bereits nicht so schrille HD800S Modell handelte vor Augen geführt, wie wenig mir dieser Sennheiser gefällt.
Desweiteren hatte dieser mit der Anhebung des Tiefbasses extrem zu kämpfen und die Verzerrung war deutlich zu hören, was mir natürlich garnicht gefiel.
Auf ihrer Website
https://www.sonarworks.com/# kann man auch viele Presets zum eingene Kopfhörer passend kostenlos ausprobieren. Definitiv einen Besuch wert!
Audeze Modelle von diversen Ständen:
LCDX: Guter Klang ohne wirkliche Schwächen, aber eben nichts besonderes: 8,5/10
LCD3: Selbes Spiel: 8,5/10
LCD4: In allen Belangen leicht besser: 9,0/10
MX4: Wow, schickes Design und Top Klang. Vorallem der Tiefbass ist in schönen Konturen zu hören, sehr ausgewogen und voll klingend: 9,5/10
Im Übrigen wurde ich beim testen von LCDX und LCD MX4 von einem Mann nach meiner Meinung gefragt, da er und ein paar seiner Freunde den LCD X anscheinend besser fanden. Ich konnte diese Meinung zwar nicht teilen, aber das zeigt wieder einmal wie unterschiedlich die Geschmäcker beim Thema Kopfhörer sind.
Beyerdynamic:
Xelento: Super schickes Design, Bluetooth ready, Toller Klang, muss nicht bis zum Thalamus eingeschoben werden; Der Allrounder unter den IEMs. Sound 8,5/10
DT1990 Pro: Hier fiel mir die Kinnlade auch Richtung Boden. Super bequem sitzend, Tolle Optik, wertige deutsche Qualität. Der Klang besitzt eine große Bühne, super Details und einen speziell für offenen Kopfhörer sehr schönen und sauberen Bass. Beyerpeak wurde deutlich eingezähmt und schien kein Problem zu sein. Natürlich mag der etwas angehobene Hochtonbereich anfangs viel Eindruck schinden, trotzdem absolute Spitzenklasse dieses Teil. Man fühlt sich wirklich an den Orpheus/HE1 erinnert.. Welten scheinen abgesehen vom Preis nicht zwischen diesen Kopfhörern zu liegen. 9,0/10
Mysphere:
Die beiden angereisten Entwickler waren definitiv mit die sympathischsten Aussteller, welche ich auf der diesjährigen CanJam getroffen habe.
Mysphere 3.1: Das Design ist futuristisch und durch den modularen Aufbau ziemlich gut durchdacht.
Dieser Kopflautsprecher hat sicherlich am meisten unter den recht lauten Bedingungen zu kämpfen gehabt, weshalb man meine harsche Wertung wohl unter anderen Umständen revidieren muss. Dennoch meine ehrliche Einschätzung: Der Klang selbst ist etwas ganz spezielles, sehr schwer mit anderen Kopfhörer zu vergleichen, ungewöhnliche Bühnenstaffelung und gefühlt ein Hybrid zwischen Kopfhörer und Musik hören über Boxen. Allerdings trotzdem nicht ganz mein Geschmack 7-7,5/10
Westone:
W60: Zwar auch nicht wirklich einer der alltagstauglichsten IEMs, aufgrund von Kabelgeräuschen und Kopfbewegungssensitivität.
Klanglich aber sogar noch ein bisschen besser als der Etymotic ER4SR. Vorallem der Bass kam extrem druckvoll und straff. Die Bühne weit, viel Details und natürliche Klangfarbe. Einzigster Nachteil, wieso ich ihn nicht auf die Stufe von MX4/Orpheus/HE1 (9,5) gestellt habe, waren die weiblichen Vocals die zum plärren/schreien ("shouty upper mids") neigten. Lies definitiv 90% der Overear Kopfhörer-alt aussehen. 9,0-9,5/10
Stax:
Ganz ehrlich; falls ich wirklich mal zuviel Geld haben sollte, dann brauch ich keinen HE1/Orpheus.
Gebt mir einen SR009 und ich bin glücklich bis ans Ende meiner Tage.
Natürlich muss ich zugeben, dass wir nur die Testmusik abgespielt haben, trotzdem war das definitiv eine Klasse für sich.
So real hat für mich bisher noch kein Kopfhörer geklungen. Mein Kollege und ich haben uns erwischt wie wir simultan nach links geschaut haben um die Violine zu finden, die gerade ihr Einstieg hatte und definitiv links vom Stax Stand von einer echten Person gespielt wurde.
Pustekuchen! -Die perfekte Illusion.
Auch an Bass schien es dem Sr009 und L700 nicht zu fehlen, was mich positiv überraschte. Natürlich hätte ich den beiden Boliden gerne noch mit etwas elektronischer Musik auf den Zahn gefühlt, doch das Fazit war klar.
Sr009: 10/10
L700: 9,5-10/10
Insgesamt hatten wir viel Spaß auf der Canjam und in Berlin insgesamt. Hoffentlich sieht man sich nächstes Jahr!
Um das ganze nocheinmal anschaulich zusammenzufassen:
Stax Sr009 > Stax L700 > Senn He1/Orpheus> Audeze MX4 > Westone W60 > Beyer DT1990 Pro > Senn HD580/660s > Ety ER4SR > Audeze LCD4 > Hifiman ShangriLa > Hifiman HE 1000v2 > Audeze LCD X/3 > Shure KSE 1500 > Cardass A8 Anniv. > Beyer Xelento > Senn HD650 > Focal Elear > Beyer DT 990 > Hifiman HE X v2 > Senn HD800s > Hifiman HE 400s > Senn HD 800 > Hifiman HE 400i > Shure SE846 > Shure SE215 > 1More Triple und Quad
Referenzen sind hierbei Kopfhörer die ich bereits besaß un dementsprechend gut kenne:
ATH M50, Hifiman HE400i /400s, Sennheiser HD 650, Audeze LCD 2, Audeze LCD X, Yamah HPH MT220
Gruß Johannes